Radio C - Kultur und Wissenschaft in Bonn

Radio C
Juni 2003
Freitag, 20.06.2003, 21.00 Radio Bonn/SU


Moderation: Florian Höfer
Studiogast: Jürgen Lütz
Technik: Florian Höfer
Musikredaktion: Jürgen Lütz

Radio C, eine Produktionsgruppe der Radio-Werkstatt-Lora in Bonn-Beuel.

1. Musik Moloko: "Sing it Back" Album: Things to make and do

Und wie immer stellen wir Ihnen die interessantesten neuen Kinofilme vor, die in den nächsten Wochen in den Bonner Kinos laufen.

2. Musik La Buena Vida: "Buenas cosas mal dispuetas"
Album: Soidemersol

Noch hoch in der Gunst der Kinobesucher - Nachrichten aus den Kinosälen:

Seit fast 8 Monaten zu sehen!!!:

"Bowling for Columbine" von Michael Moore

Eine im wahrsten Sinne des Wortes entwaffnende Reise in das Herz Amerikas. Ein Porträt eine Nation zwischen Waffenfetischismus und angstbesetzter Paranoia. Ein nervöses Volk mit dem Finger am Abzug.
Ein sehr menschlicher Film voller absurder Komik.
Bester Dokumentarfilm des Jahres, eine spannende, witzige, tiefgründige Analyse der amerikanischen Gesellschaftspsychologie. Diesen Film muss jeder sehen, der sich für gesellschaftliche Prozesse, Politik und die Menschheit interessiert.

Michael Moore hält mit seinem Dokumentarfilm Bowling for Columbine der amerikanischen Gesellschaft einen unbequemen Spiegel vor.
Ein Dokumentarfilm der in den Zeiten des Irak-Krieges an schrecklicher Aktualität gewonnen hat. Spätestens seit der Oscarverleihung für seinen Film ist Michael Moor mit seinem vor einem Millionen Publikum geäußerten "Schämen Sie sich, Herr Busch." Eine der Stimmen Amerikas gegen Gewaltkultur und den Irakkrieg.


"Frida" von Julie Taymore löst seit fast 4 Monaten "Brot und Tulpen" ähnliche Begeisterung bei den Bonner Zuschauern aus.
Frida ist ein beeindruckender Spielfilm über die Biographie der Mexikanischen Malerin Frida Kahlo. ein leidenschaftliches, farbenfrohes, kraftvolles, einfach überwältigendes Stück Kino.

"Lang Walk Home" von Phillip Noyce
Anfang des letzten Jahrhunderts gab es in Australien unter dem Deckmantel der Humanität ein Staatsprogramm, das vorsah Mischlingskinder zwischen Weißen und Ureinwohnern in staatlichen Heimen zu Haushaltshilfen heranzuziehen.
Lang Walk Home von Phillip Noyce erzählt die wahre Geschichte von drei Aboriginal Kindern die aus einem solchen Heim fliehen und sich 1000 Kilometer zu Fuß zu ihrem Heimatdorf durch schlagen. Neben der Spannenden Grundhandlung betört der Film Lang Walk Home vor allem als eine spirituelle Reise durch Australien.

"City of God" von Fernando Meirelles ab 8.5.
Der erfolgreichste Brasilianische Film aller Zeiten. Eine packende Geschichte von Freundschaft, Verrat, Liebe, Tod und Gewalt. Wenn man in der Cidade de Deus, der City of God - einer der Favelas (Slums) von Rio de Janeiro - aufwächst, ist die Kindheit früh zu Ende. Was andernorts Bandenspiele sind, ist hier Bandenkrieg mit echten Waffe. Hier wachsen der rücksichtslose Dadinho und der schüchterne Buscapé auf. Um zu überleben setzt Dadinho auf Kokain-Handel, Gewalt und Raubüberfälle. Buscapé hingegen träumt davon, Fotograf zu werden. Nach zwanzig Jahren haben beide ihr Ziel erreicht. Buscapé ist ein erfolgreicher Fotograf. Dadinho ist Zé Pequeno, genannt Locke, der gefürchtetste Drogen-Dealer Rios. In der City of God ist sein Wort Gesetz ... bis Mane Galinha auftaucht. Übernacht schart er eine Armee von bewaffneten Kindern um sich, die alle das gleiche wollen: Zés Tod. In der City of God bricht der Krieg aus. Atemlos und packend erzählt Regisseur Fernando Meirelles mit virtuosen Schnittfolgen die Geschichte von Armut und Drogen, Ehrgeiz und Gewalt aus der Perspektive derer, die sie täglich erleben. Der Film City of God, der auf dem Roman Cidade de Deus von Paulo Lins basiert, hat bereits vom ersten Festivaleinsatz an für Furore gesorgt und wir das auch weiterhin tun.

NEU:

"Japón" von Carlos Reygadas ab 12.06.

'Japon' ist der ungewöhnlichste und visionärste Film der dieses Jahr in unserem Kino zusehen sein wird, eine Art Meditation über die endlose Weite des Mexikanischen Hochlandes. Ein tief symbolischer Film über den Lebensweg. Im 'Letzten Kino der Welt' ist Tarkowskijs 'Stalker' angekommen, das hat Folgen ... Ein namenloser Mann wandert durch das mexikanische Hochland, auf einer Reise, die seine letzte sein soll. Er hat genug vom Leben und sucht die Einsamkeit der Berge, um sich auf den Tod vorzubereiten. In einem kleinen Dorf findet er Unterschlupf bei Ascen, einer alten Witwe, die etwas abseits in einer Steinhütte lebt. Ascens habgieriger Neffe will sie jedoch aus der Hütte vertreiben, was sie widerstandslos hinzunehmen scheint. In dem Mann, der sich schon aufgegeben, hatte entflammt ein trotziger Wunsch, ihr zu helfen und ihr Heim zu bewahren.

"25 Stunden", der neue Film von Spike Lee seit gestern endlich auch in Bonn zu sehen. 19.06.
Eine beeindruckende Liebeserklärung an New York. Ein Drogendealer (Edward Norton) versucht sich von seinem alten Leben zu verabschieden bevor er für 7 Jahre ins Gefängnis muss. Spike Lee hat einen großen, vielleicht den wichtigsten Film seiner Regielaufbahn gemacht. "25 Stunden" war die Überraschung und einer der Kritiker Lieblinge der Berlinale.
Ein Großstadt-Elegie um einen Mann, der von allem Abschiednehmen muss, das er liebt und der sich fragt, wie er seine Persönlichkeit in den vor ihm liegenden Gefängnis Jahren erhalten kann. Sehr beeindruckend gespielt von Edward Norton, Philipp Seymour Hoffmann und Barry Pepper.

3. Musik: Massive Attack: "unfinished sympathy" Album: blue lines

"Grabgeflüster" von Nick Hurran 19.06.

Die britisch-walisische Sommerkomödie mit Alfred Molina (Chocolat, Frida) und Brenda Blethyn (Grasgeflüster). Was macht die Frau eines Bürgermeisters in einem kleinen walisischen Dorf, die von ihrem Mann ständig betrogen wird, wenn sie nach vielen Jahren ihre wahre Liebe zum örtlichen Bestattungsunternehmer entdeckt? Ein neues Leben beginnen. Wenn das so einfach wäre. Denn bevor Betty und Boris in die verdienten Flitterwochen starten können muss erst der Tod der Braut inszeniert werden... .
Das hört sich leichter an als es dann letzt endlich wird und mittendrin kann man Bettys Stoßseufzer, dass sie sich besser in den Besitzer des Reisebüros verliebt hätte als in den Bestattungsunternehmer absolut nachvollziehen. Aber das ist natürlich nur ein Beleg dafür, dass dieser bis in die Nebenrollen gut besetzte Film einfach gut funktioniert. Besonders Alfred Molinas Wandlungsfähigkeit vom schwerfälligen Maler Diego Rivera in Frida, dem biographischen Film
schallendes Lachen ist für den Kinoabend garantiert und machen die britische Komödie Grabgeflüster zu einem der Unterhaltungsangebote in diesem Sommer.


"Verloren im Irak" von Bahman Ghobadi seit 19.06.

Der Film mit dem unpassend reißerischen Titel "Verloren im Irak" ist ein wunderschönes Roadmovie um einen alten kurdischen Musiker, der sich mit seinen zwei Söhnen auf den Weg in den Irak macht um seine Jugendliebe zu suchen. Bahman Ghobadi (Zeit der trunkenen Pferde) wechselt in seinem neuen Film virtuos die Tonarten zwischen kusturica'scher Ausgelassenheit und einer tragischen Poesie alla Tarkowskij. Neben einer großen emotionalen Kinogeschichte, gibt er Einblicke in Mentalität, Lebensart und vor allem die mitreißende Musikkultur der Kurden. 'Verloren im Irak' ist kein Film über den Krieg sondern ein Film über ein Volk, das gelernt hat im Krieg zu leben und für das seine musikalische Kultur fast wichtiger ist als alles andere.

4. Musik Nat King Cole: "Quizás, Quizás, Quizás"
Album: Soundtrack: In the Mood for Love

"Der Ring des Buddha" von Jochen Breitenstein in einer Woche ab dem 26.06. neu in den Bonner Kinos zu sehen.

"Der Ring des Buddha" ist eine Halbdokumentation über den berühmten Schweizer Tibetreisenden und Forscher Toni Hagen. Eine faszinierende Forscher Biographie mit fantastischen Himalaja Bildern. In den 50er Jahren war Toni Hagen der erste Europäer der Tibet und Nepal auf seinen Forschungsreisen durchquerte. Als Tibet 1959 von China annektiert wurde, entwickelt sich Hagen vom Wissenschaftler zum Flüchtlingshelfer. Er nutzt seine politischen Kontakte und verschafft Tausenden Flüchtlingen Asyl in Nepal.

Am Freitag den 27.06. stellt Regisseur Jochen Breitenstein seinen beeindruckenden Film um 19.00 Uhr in der Neuen Filmbühne vor und steht im Anschluss für Fragen zur Verfügung.

"Wilbur" von Lone Scherfig ab 10.07.
Preview Mittwoch 02.07. ca. 20.00 Uhr im Rex Lichtspieltheater.

Tipp des Monats!
Wilbur ist der Kleine Bruder und weil sein großer Bruder ihn bis her immer in letzter Sekunde gerettet hat, kann sich Wilbur einige Macken leisten.
Ähnlich wie in Herold aus "Harold and Maude" versuch Wilbur gerne sich umzubringen.
Und zwar so penetrant, dass ihn eigentlich schon keine Notfallpsychatrie mehr aufnehmen möchte. Als aber sein Bruder eines Tages ernsthaft krank wird muss sich Wilbur zum erstenmal mit dem Leben wirklich auseinander setzen und die Verantwortung für die Familie seines Bruders übernehmen.

Wilbur, der neue Film von Lone Scherfig, der Regisseurin von 'Italienisch für Anfänger' hält, was der Vorgänger verspricht! 'Wilbur' ist melodramatischer als 'Italienisch für Anfänger' genauso unterhaltsam, aber wesentlich tiefgründiger. Sie werden ihn Lieben! 'Als hätte Pedro Almodovar seinen neuen Film in Schottland gedreht' Wilbur ist ein zutiefst menschliches Filmwunder.'

5. Musik: New Order: "Here to stay"
Album: Soundtrack: 24 Hour Party People
6. Musik: Patty Pravo: "La bambola" Album: le canzoni d'amore

Das war es wieder - Radio C verabschiedet sich für einen langen Monat. In Ihrem Radio hören Sie uns wieder in genau einem Monat am Freitag, 18. Juli, zur gleichen Zeit.


radio-c.de