Radio C - Kultur und Wissenschaft in Bonn

Radio C
Mai 2003
Freitag, 16.05.2003, 21.00 Uhr, Radio Bonn/SU

Moderation: Jürgen Lütz
Technik: Florian Höfer
Studiogast: Günter Regenberg

Radio C ist eine Produktionsgruppe der Radiowerkstatt LORA in Bonn-Beuel.


Achtung NEUE SENDEZEIT!

Liebe Hörerinnen und Hörer,

Radio C hat eine neue Sendezeit:
Ab sofort hören Sie uns jeden dritten Freitag im Monat um 21.00 Uhr auf den gewohnten Frequenzen von Radio Bonn/Rhein-Sieg.

Die Verschiebung hat zwei Gründe. Radio Bonn/Rhein-Sieg hat seine Bürgerfunk-Sendezeiten generell eine Stunde später in den Abend geschoben. Außerdem haben wir den Platz mit einer anderen LORA-Produktionsgruppe getauscht.

Wir hoffen, Sie bleiben uns trotz der veränderten Sendezeit weiter treu.

Mit freundlichem Gruß
Die Redaktion



Jingle: "Homenagem a Mongo" Som Tres
1. Musik "Lili s'en fout" Teil 1 Toufic Farroukh Album: drab zeen
2. Musik "Lili s'en fout" Teil 2 Toufic Farroukh Album: drab zeen


Nachrichten aus den Kinosälen:
Noch hoch in der Gunst der Kinobesucher:
Seit fast 7 Monaten zu sehen(!!!):

"Bowling for Columbine" von Michael Moore

Michael Moore hält mit seinem Dokumentarfilm Bowling for Columbine der amerikanischen Gesellschaft einen unbequemen Spiegel vor. Ein Dokumentarfilm der in den Zeiten des Irak-Krieges an schrecklicher Aktualität gewonnen hat. Spätestens seit der Oscarverleihung für seinen Film ist Michael Moor mit seinem vor einem Millionen Publikum geäußerten "Schämen Sie sich, Herr Busch." Eine der Stimmen Amerikas gegen Gewaltkultur und den Irakkrieg.


"Frida" von Julie Taymore löst seit fast 3 Monaten "Brot und Tulpen"-ähnliche Begeisterung bei den Bonner Zuschauern aus.
Frida ist ein beeindruckender Spielfilm über die Biographie der Mexikanischen Malerin Frida Kahlo. ein leidenschaftliches, farbenfrohes, kraftvolles, einfach überwältigendes Stück Kino.


NEU in den Bonner Kinos:

"Russian Arc" von Alexander Sokurow seit dem 22.05.

90-minütiger Kameraspaziergang durch 300 Jahre russische Geschichte ohne einen einzigen Schnitt. Ort des Geschehens, dass mit der Hilfe von 5.000 Statisten realisiert wurde ist die Eremitage in Sankt Petersburg.
Mit 200 Gemälden wollte Katherina die Große hier einen Brückenkopf europäischer Kultur errichten. In Russian Arc führt nun ein französischer Gelehrte aus Katherinas Zeit den Zuschauer durch die Geheimgänge und Sähle der Epochen. Wie zufällig spaziert man an den Großen Figuren der Russischen Geschichte vor bei. Russian Arc demonstriert ein Reisen und Lustwandeln durch die Zeiten, das Marcel Proust eine große Freude gemacht hätte.


"City of God" von Fernando Meirelles seit dem 08.05.

Der erfolgreichste brasilianische Film aller Zeiten. Eine packende Geschichte von Freundschaft, Verrat, Liebe, Tod und Gewalt. Wenn man in der Cidade de Deus, der City of God - einer der Favelas (Slums) von Rio de Janeiro - aufwächst, ist die Kindheit früh zu Ende. Was andernorts Bandenspiele sind, ist hier Bandenkrieg mit echten Waffe. Hier wachsen der rücksichtslose Dadinho und der schüchterne Buscapé auf. Um zu überleben setzt Dadinho auf Kokain-Handel, Gewalt und Raubüberfälle. Buscapé hingegen träumt davon, Fotograf zu werden. Nach zwanzig Jahren haben beide ihr Ziel erreicht. Buscapé ist ein erfolgreicher Fotograf. Dadinho ist Zé Pequeno, genannt Locke, der gefürchtetste Drogen-Dealer Rios. In der City of God ist sein Wort Gesetz ... bis Mane Galinha auftaucht. Übernacht schart er eine Armee von bewaffneten Kindern um sich, die alle das gleiche wollen: Zés Tod. In der City of God bricht der Krieg aus. Atemlos und packend erzählt Regisseur Fernando Meirelles mit virtuosen Schnittfolgen die Geschichte von Armut und Drogen, Ehrgeiz und Gewalt aus der Perspektive derer, die sie täglich erleben. Der Film City of God, der auf dem Roman Cidade de Deus von Paulo Lins basiert, hat bereits vom ersten Festivaleinsatz an für Furore gesorgt und wir das auch weiterhin tun.


"Padre Amaro" seit dem 15.05.
von Carlos Carrera mit Mexikos Superstar Gael García Bernal (Amores Perros).
An Hand der Geschichte eines Jungen Priesters zeigt der Film das ganze Spektrum im Verhältnis Lateinamerikanische Gesellschaft und Kirche. Das Spektrum reicht von der reaktionären, korrupten Dienerin der Mächtigen, bis hin zur revolutionären Kraft in Gestallt der Befreiungskirche auf der Seite der einfachen Landbevölkerung. Daneben bietet Padre Amaro eine bewegende und beeindruckende Liebesgeschichte über die Absurdität des Zölibats und die alltäglich Doppelmoral von Priestern die zur Katastrophe führen kann.

3. Musik: Amores Perros Control Machete
Soundtrack: Amores Perros

"Lang Walk Home" von Phillip Noyce
Anfang des letzten Jahrhunderts gab es in Australien unter dem Deckmantel der Humanität ein Staatsprogramm, das vorsah Mischlingskinder zwischen Weißen und Ureinwohnern in staatlichen Heimen zu Haushaltshilfen heranzuziehen.
Lang Walk Home von Phillip Noyce erzählt die wahre Geschichte von drei Aboriginal Kindern die aus einem solchen Heim fliehen und sich 1000 Kilometer zu Fuß zu ihrem Heimatdorf durch schlagen. Neben der Spannenden Grundhandlung betört der Film Lang Walk Home vor allem als eine spirituelle Reise durch Australien.

ab 29.05.in Bonn
Preview am Sonntag den 25.05. 16.30 Uhr im Rex


Französische Filmtage vom 22.05. - 04.06.
Im Kino in der Brotfabrik und der Neuen Filmbühne in Bonn Beuel.

Mit die wichtigsten Impulse verdankt die deutsche Filmkunstkinolandschaft seit Jahren dem Französischen Film. Dabei setzen nicht nur die Filmkunst ‚Blockbuster' unserer gallischen Nachbarn wie "Die fabelhafte Welt der Amelie Poulain", "Tanguy" oder "8 Frauen" Akzente. Immer wieder sind es französische Erweiterungen des allgemeinen filmischen Ausdruckspektrum die zuerst die Feuilletons und dann die Kinos füllen. Man denke an die Genre Experimente mit Theater ("Smoking, No Smoking") und Musical ("Das Leben ist ein Chanson") von Alain Resnais, an den sozialen und humanistischen Realismus der Dardenne Brüder oder von Mathieu Kassovitz' "Der Hass", an die Versuche Catherine Breillats ("Romance") die Darstellbarkeit von Sexualität im Kino neu zu definieren und den jüngsten Überraschungserfolg des Dokumentarfilms "Sein und Haben" von Nicolas Philibert.
Oft sind es gerade die kleineren und mittleren Produktionen wie "Gibt es zu Weihnachten Schnee?" von Sandrine Veysset, "Haben oder Nicht" von Laetitia Masson, "Sommer" von Eric Rohmer oder "Lust auf Anderes" von Agnes Jaoui die nach dem Kino-Jahr im Gedächtnis bleiben.

Wie kann es sein, dass aus Frankreich fast jeder Film neu und frisch wirkt, während die Engländer ihre Sozialtragikomödien durch ein Remake nach dem nächsten als Welle - im Auslaufen - diskreditieren, und jede zweite deutsche Produktion nach Fernsehen und Aufarbeitung der eigenen Pubertät aussieht. Haben die Franzosen einen Zaubertrank, der es ihnen ermöglich ihre kleinen unbeugsamen Filme zu machen?
Wer außer den Franzosen macht Kino für erwachsenen Europäer? Richtig, die Dänen, und wer noch ? "Intimacy" mag jetzt mancher denken, aber selbst wenn Mike Lee Stamm Schauspieler Timothy Spall zugegeben fantastisch agiert, Regisseur Patrice Chereau ist Franzose und einer der kreativsten dazu, hat er doch bereits 1998 mit seinem Film "Wer mich liebt, nimmt den Zug" den dänischen Dogmatikern mit einer Cinemascop Handkamera, die Eric Gautier tragen durfte, ein beachtliches Paroli geboten. Wie kommt es, das David Lynch, Johnny Depp und John Malkovich in Frankreich leben und zunehmend auch dort produzieren? Ein Zaubertrank? "Mulholland Drive" David Lynchs letzter Kultfilm ist die Produktion eines der wichtigsten französischen Produzenten, Alain Sarde. Wer sind die Druiden bei unseren gallischen Nachbarn, heißen sie tatsächlich Alain Sarde, Pascal Bonitzer, Christine Laurent, Agnes Jaoui oder Jean-Pierre Bacri und wer ist vielleicht sogar als Kind in den Topf mit Zaubertrank gefallen, und verteidigt heute, wie selbstverständlich, das Autorenkino einer großen unbeugsamen Filmnation gegen alle Vereinnahmungsversuche von Außen und Innen? Fragen denen nachzugehen es sich auch in Hinblick auf die deutsche Produktionslandschaft lohnt.

Zwei Wochen lang vom 22. Mai bis zum 04. Juni werden die Bonner Filmkunst Kinos Bonner Kinemathek - Kino in der Brotfabrik und die Neue Filmbühne den unterschiedlichsten Facetten des französischen Films Gehör verschaffen und mit vielfältigen Fragestellungen nachspüren. Damit feiert nach den sehr erfolgreichen "Bonner Stummfilm Tagen" ein weiteres Thematisches Filmfestival in Bonn seine Premiere. Die 1. Bonner Französischen Filmtage "Bonn(e) Séance!" sollen nicht die letzten sein.
Jedes Jahr produziert die französische Filmlandschaft viel überraschendes, das man interessierten Besuchern gerne präsentieren möchte, so die Veranstalter.
Das aufwendige Programm in dem ca. 20 Filme zu sehen sein werden, stützt sich auf drei Schwerpunkte:
Dank der Kooperation vieler deutscher Filmverleihe, können einige Highlights des aktuellen Französischen Films lange vor ihrem Bundesstart auf dem Festival gezeigt werden. Besondere Höhepunkte sind hier der neue Film von Claude Chabrol ("Die Farbe der Lüge", "Süßes Gift") "Fleur du Mal - Die Blumen des Bösen", der neue Film von den Gebrüdern Dardenne ("La Promesse", "Rosetta") "Le fils - Der Sohn" der in Cannes letztes Jahr mit dem Preis für den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet worden ist und der neue Film von Sandrine Vesseyet "Martha Martha", deren ergreifender Erstling "Gibt es zu Weihnachten Schnee" sicherlich zu den beeindruckendsten französischen Arbeiten der letzten Jahre gehört.


Neben aktuellen Filmen die man im Laufe des Jahres sicherlich noch einmal ausführlicher auf den Bonner Leinwänden zusehen bekommen wird, ist es den Veranstaltern gelungen einige Filme zu zeigen, die bisher kein deutscher Verleih in die Kinos bringen wird.
"Les destinées sentimentales" von Olivier Assayas ist die an Visconti erinnernde opulente Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jacques Chardonne mit Emmanuelle Béart, Charles Berling, und Isabelle Huppert und berichtet vom Aufstieg und Fall einer Porzellan Fabrikanten Familie aus Limoges. Daneben gibt es zum Beispiel Filme von Robert Guédiguan "La ville est tranquille", von José Giovanni "Mon Père" und vielen anderen zu sehen.


Als drittes Standbein nutzt das Festival den gezielten Einsatz von Repertoirefilmen, so ist die Retrospektive der 1. Bonner Französischen Filmtage dem französischen Ausnahme Regisseur Patrice Chéreau gewidmet. Neben den Filmen Chéreaus komplettieren, das zum ersten Mal in Bonn zu sehende Historiendrama "Die Lady und der Herzog" von Eric Rohmer, Godards große Filmreflexion "Die Verachtung" mit Michel Piccoli, Fritz Lang und Brigitte Bardot und die wunderbar leichte und hoch intelligente Komödie "Va Savoir" von Jacques Rivette das Bild des Französischen Films.
Neben zahlreichen spannenden Filmen, die wenn möglich im Original mit deutschen Untertiteln gezeigt werden, gibt es im Rahmen des Festivals zahlreiche Zusatzveranstaltungen im Institut Robert Schumann und im Kunstmuseum Bonn, Festivalzentrum ist das Kulturzentrum Brotfabrik in Bonn-Beuel.

4. Musik "Chansons sans issues" Autour de Lucie Sampler: Le Pop

Interview zur Veranstaltungsreihe "Bücherverbrennung in Bonn" 1933/2003 mit Studiogast: Günter Regenberg, Doktorand am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn und Mitglied der Projektgruppe "Kunstgeschichte im Nationalsozialismus".

Noch bis zum 30.07.2003 findet eine große Veranstaltungsreihe in Bonn zum Thema "Bücherverbrennung vor 70 Jahren, 1933 in Bonn" statt

5. Musik "Happy Together" The Turtles Soundtrack: Adaptation
6. Musik "Les joggers sur la plage" Benjamin Biolay Sampler: Le Pop


In ihrem Radio hören Sie uns wieder in genau einem Monat
am Freitag, 20. Juni, 21.00 Uhr.

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