Radio C - Kultur und Wissenschaft in Bonn

März
Di., 13.03., 20.00 Uhr
Radio Bonn/Rhein-Sieg

Radio-Werkstatt-Lora in Bonn-Beuel.
Produziert im Studio des Instituts für Kommunikationsforschung und Phonetik in Bonn Poppelsdorf.


1. Musik "Another Year" k's Choice (Almost Happy)

2. Musik "Stai con me" Etta Scollo (Blu)

"In stürmischen Zeiten - The man who cried"
Von Sally Potter (Tango Lesson, Orlando) mit Christina Ricci (Buffalow 66), Johnny Depp, Cate Blanchet (Elizabeth) und John Turturro (Big Lebowski).
"In stürmischen Zeiten'' ist ein großes Melodram um eine junge Frau auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und den Resten ihrer Familie. Rußland 1927. Aus einem niedergebrannten Schtetl flieht das kleine jüdische Mädchen Fegele mit nichts mehr als dem Bild ihres Vaters und einer Goldmünze. In der Fremde entdeckt Suzie (Christina Ricci) wie das Mädchen nun genannt wird, ihr Talent für den Gesang. Zehn Jahre später reist sie schließlich als Mitglied einer Revuegruppe ins Paris der späten dreißiger Jahre. Dort begegnet sie Lola (Cate Blanchett), einer blonden Tänzerin aus Rußland. Die beiden Mädchen lernen den Sänger Dante Domino (John Turturro) kennen, der ihnen eine Stelle an der Oper vermittelt. Dort fühlt sich die schüchterne Suzie magisch von dem Zigeuner Cesar (Johnny Depp) angezogen, der als Statist bei der Oper arbeitet. In seinen Armen und bei seiner Sippe findet Suzie zum ersten mal seit ihrer Kindheit wieder so etwas wie Heimat - bis die Deutschen in Paris einmarschieren...

"Quills - Macht der Besessenheit" der neue Film von Philip Kaufman
Philip Kaufman ist 1988 mit der Milan Kundera Verfilmung "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" schlagartig berühmt geworden. Jetzt hat er einen in den USA bereits sehr erfolgreichen Film mit vielen Leinwandstars Geoffrey Rush (Shine), Kate Winslet (Titanic) und Michael Caine (Gottes Werk und Teufels Beitrag) gedreht. Seine beiden letzten Filme "Henry und June" und "Wiege der Sonne" sind an den Kinokassen nicht sonderlich erfolgreich gewesen. "Quills" aber wird das alleine durch die Starbesetzung wieder grade rücken.

"Quills" das sind die Schreibfedern oder Federkiele und in "Quills - Macht der Bessenheit" bezieht sich Kaufman auf Szenen aus dem Leben des pornographischen Schriftstellers Marquis de Sade. Es geht neben vielem anderem um die Besessenheit zu schreiben, sei es als Selbstterapie oder als Freiheitsakt. (Es gehört zu den Stärken des Films das er beide Varianten möglich lässt.)

Der Marquis de Sade (Geoffrey Rush) ist von der Außenwelt abgeschnitten worden, um die Gesellschaft vom schändlichen Einfluss seiner sinnlichen und perversen Prosa zu schützen. Im Irrenhaus von Charenton ist der Marquis bis zu seinem Lebensende interniert worden. Doch der fortschrittliche Anstaltsleiter Abbé Coulmiere (Joaquin Phoenix) gestattet seinem prominentesten Insassen zahlreiche Privilegien - wie das Verfassen von Schriftstücken, die der Marquis mit Hilfe der Magd Madeleine (Kate Winslet) an seine Verleger schmuggelt. Das Resultat ist der Roman 'Justine', der sich über Nacht zum Stadtgespräch in Paris entwickelt. Napoleon Bonaparte kann diesen Affront des Verbannten nicht auf sich sitzen lassen. Er schickt den Psychiater Dr. Royer-Collard (Michael Caine) nach Charenton um den Marquis zum Schweigen zu bringen. Ein unerbitterlich ausgefochtener Willenskrieg beginnt, der alle Beteiligten einen hohen Preis kosten wird.

'Quills' ist eine provokative und sinnliche Sittenkomödie und genauso ein Drama über Zensur, Ursache und Wirkung von Kunst, die Abgründe der Freiheit, die Verantwortung des Künstlers und den unbezwingbaren Willen des Menschen. Ein Film der niemanden kalt lassen und für Diskussionsstoff sorgen wird. Ein unbequemer, vielfältig lesbarer Film. Grandios gefilmt von Kameramann Rogier Stoffers (Karakter).

3. Musik "Every you every me" Placebo (Without you I'm nothing)

Peter: In den beiden nächsten Filmen, die du vorstellst, dreht sich alles um die Französische Darstellerin Juliette Binoche, die ja durch den eben erwähnten Film "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" von Philip Kaufman zum Weltstar geworden ist.

Jürgen: Ja genau, und ich stelle diese beiden Filme hintereinander vor, weil die Rollen und das Aussehen der Binoche in den beiden Filmen nicht unterschiedlicher sein könnte.


"Code: unbekannt"
von Michael Haneke ("Bennys Video", "Funny Games") ab 8.3. in Bonn zu sehen, ist einer der wichtigsten und anspruchsvollsten Filmkunstfilme des Jahres! In 'Code: unbekannt' zeigt Juliette Binoche ein bislang nicht gesehenes Ausdrucksspektrum ihrer Schauspielkunst.

Die Schauspielerin Anne (Juliette Binoche) ist mit dem Kriegsreporter Georges liiert, der nur selten zu Hause in Frankreich ist und sich an das Leben im Frieden nicht mehr so recht gewöhnen kann. Georges jüngerer Bruder Jean flieht aus Perspektivenlosigkeit vom Bauernhof des Vaters in die Großstadt. Kaum in Paris angekommen gerät er mit dem Schwarzen Amadou aneinander, was ungeahnte Folgen für alle Beteiligten hat.

Aus scheinbar willkürlichen Fragmenten montiert Haneke ein vielfach gebrochenes, distanziertes und zugleich hoch codiertes Gegenwartsbild, in dem viele aktuelle Diskurse, wie Migration und Rassismus, das Verhältnis von Wahrheit und medialer Inszenierung, und Zivilcourage und Schuld aufgegriffen werden.

"Code: unbekannt" ist anders als man es vielleicht erwarten würde ein sehr spannender Film, weil man die ganze Zeit den Eindruck hat, das alles was man sieht und was geschieht irgendwie zusammenhängt, aber man kommt nicht dahinter, wie bis die Ahnung aufkommt, das es die Gesamtheit der gar nicht so unbekannten Details ist, die man als Wirklichkeit akzeptiert. 'Code: unbekannt' ist ein spannendes Lob des Fragmentarischen, das sich standhaft gegen die Tendenzen unseres Verstandes zu einer glättenden Sinngebung wehrt.

"Chocolat" ab über morgen 15.3. in den Bonner Kinos ist der neue Film von Lasse Hallström (Gottes Werk und Teufels Beitrag) mit Juliette Binoche, Judie Dench, Alfred Molina, Lena Olin und Johnny Depp. Eine wunderbar leichte, sehr menschliche Geschichte über die Verführungskräfte von Juliette Binoche und guter Schokolade.
1960. Eine kleine graue Stadt in Frankreich. Vianne Rocher und ihre kleine Tochter ziehen zu, um eine Konfisserie zu eröffnen, der engstirnige Bürgermeister und ein Teil des Dorfes können die alleinstehende Frau und ihr Pralinen-Handwerk, das nicht mit ihrer strengen Lebensauffassung vereinbar scheint, nicht akzeptieren. Aber Vianne hat die Kraft einer guten Fee und mit ihre warmen Menschlichkeit und ganz unglaublichen Schokolade und Pralinen Kreationen gelingt es ihr die Herzen der Dorfbewohner zu erweichen und dafür empfänglich zu machen, das es ausser Arbeit und Existenzsorgen auch noch andere Dinge im Leben gibt. Juliette Binoche sagt selbst über ihren Film: "Neben der Mutter-Tochter-Geschichte ist 'Chocolat' auch ein Plädoyer für das Ausleben unterdrückter Gefühle und Sehnsüchte."

4. Musik "Missing" Everything but the Girl (Amplified Heart)

"Rushmore" Die amerikanische Harold and Maud/Peter Pan Komödie über einen jungen Mann der nicht erwachsen werden möchte. Ab 22.02. in den Bonner Kinos zu sehen.
Eine Arbeitsstörung liegt im allgemeinen dann vor, wenn mann oder frau anstelle des nötigen erstmal tausend andere Dinge tun muss. Max Fischer (Jason Schwartzman), ist fünfzehn und besucht die 10. Klasse auf der amerikanischen Eliteschule Rushmore. Er leitet, unter anderem, die Theatergruppe, den Debattier-Club, den Bienenzüchter-Club und den Schach-Club, den Deutsch-Club, den Französisch-Club, den Astronomie-Club und den Kaligraphie-Club. Darüberhinaus ist er Präsident der Völkerball-, Tontaubenschiess- und Fecht-Vereine und Herausgeber und Chefredakteur seiner eigenen Schulzeitung des "Yankee Review". Natürlich ist Max einer der schlechtesten Schüler von Rushmore und auch wenn er das anders sieht, ist sein Leben eine einzige große Arbeitsstörung. Katastrophale Ausmaße nimmt sein kleines Problem an, als er sich in die neue Lehrerin Miss Cross (Olivia Williams) verliebt und obendrein feststellen muss, das sein väterlicher Freund Mr. Blume (Bill Murray) ihr ebenfalls verfallen ist. "Rushmore" ist eine nicht in Worte zufassende Komödie über den unverstandenen Aussenseiter in jedem von uns. Für mich die beste Kino-Unterhaltung im März mit genau dem richtigen Maß an Nachdenklichkeit und Tragik.

"2001: Odyssee im Weltraum" ab 29.3. in den Bonner Kinos. Der Klassiker und Meilenstein des Science Fiction Kinos von Stanley Kubrick jetzt mit neuen Kopien und remastertem Ton in den Kinos. Ein Filmisches und philosophisches Meisterwerk, und der Tripp schlechthin.

Stanley Kubricks Meisterwerk des Science-fiction-Films legte sowohl formal als auch handwerklich den Grundstein für die gesamte darauffolgende Genregeschichte von 'Star Wars' bis zu 'Contact' und hat trotz milionenschwerer Aufrüstung in den Effektstudios auch Jahrzehnte nach seinerEntstehung kaum an Reiz und Aktualität verloren.


"Fast Food, Fast Women" von Amos Kolleg ab 22.3. in den Bonner Kinos ist endlich ein New York Film der die Pfade Woddy Allens verlässt ein Großstadtfilm über New Yorker Neurosen, mit der wunderbaren AnnaThomson Nur mit Grauen denkt die überarbeitete Kellnerin Bella an ihren 35. Geburtstag. Denn viel zu lang schon steckt sie in einer Beziehung zu einem verheirateten Mann; ihren Traum von Kindern und Familie scheint sie endgültig ad acta legen zu können. Als sie den erfolglosen Autor Bruno kennenlernt schlägt sie daher eine andere Taktik ein, um auch ihn nicht zu verschrecken, gibt sich als cool und abgeklärt und erklärt ihm Kinder zu hassen. Ein herber Schlag für Bruno, der Bella zwar unwiederstehlich findet, von seiner Ex-Frau aber gerade zwei Kinder aufgebürdet bekommen hat ...

5. Musik "She's Beatuful" Ghostland "Beautiful People"-Soundtrack

In unserer April-Sendung am Di., 10. April, um 20.00 Radio Bn/Su stellen wir Ihnen den neuen Ausnahmefilm von Steven Soderbergh (Sex Lies and Video Tapes, Kafka, Out of Sight, The Limey, Erin Brocovich) "Traffic"vor. Für Jürgen Lütz bis jetzt der beste Film des Kino Jahres 2001!
In bester Robert Altman-Manier vernetzt Soderbergh drei Erzählstränge aus der mexikanischen und amerikanischen Drogenszene und deren Bekämpfung zu einem eindrucksvollen Gesellschaftsbild, das noch lange nachwirkt.

Und ebenso den neuen Film von 'Raus aus Amal' -Regisseur Lukas Moodysson:
"Zusammen - Tillsammans". Eine überraschende und bewegende Komödie über eine schwedische 70'er-Jahre Familien WG, antiautoritäre Erziehung, Pippi Langstrumpf und ABBA. Damit dürften dann auch endlich wieder die ABBA-CD's von Peter Goßens zum Einsatz kommen.

6. Musik "You made me the thief of your heart" Sinéad O'Connor
aus dem "In the name of the father" Soundtrack

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