Radio C - Kultur und Wissenschaft in Bonn

Radio C
Mai 2002
Di. 14.11. 20.00 Radio Bonn/SU


Moderation:
Jürgen Lütz
Technik: Florian Höfer

Radio C, eine Produktionsgruppe der Radio-Werkstatt-Lora in Bonn-Beuel.
Produziert im Studio des Instituts für Kommunikationsforschung und Phonetik in Bonn Poppelsdorf.

Jingle: "Homenagem a Mongo" Som Tres
1. Musik "Hands Down" Dashboard Confessional, EP: "So Impossible EP"
2. Musik "Aaj Mera Jee Kardaa" Sukhwinder Singh, aus Soundtrack: "Monsoon Wedding" von Michael Dana


Noch hoch in der Gunst der Kinobesucher:
Nomaden der Lüfte -Das Geheimnis der Zugvögel von Jacques Perrin

Nomaden der Lüfte -Das Geheimnis der Zugvögel ist der neuen Film des genialen Tierfilmers Jacques Perrin der vor drei Jahren mit seiner hochästhetischen Insektendokumentation Mikrokosmos für Furore in den Kinos gesorgt hat. Schon Mikrokosmos hat deutlich gemacht, das Tierfilme nicht nur ins Fernsehen gehören sondern auf die Große Kinoleinwand mit bestem Ton, damit sich der Zuschauer ganz in die erstaunlichen Welten der Tiere versenken kann.
"Nomaden der Lüfte" übertrifft "Mikrokosmos" bei weitem. Und tut einen Großen Schritt vom Mikro- in den Makrokosmos. Sah man in Mikrokosmos die Erde kaum, weil die Dimensionen der Erdoberfläche weit außerhalb des beobachteten Maßstabs lagen, so ist in "Nomaden der Lüfte" genau das Gegenteil der Fall. "Nomaden der Lüfte" vermittelt den Blick der Zugvögel auf die Erdoberfläche und zeigt ansichten unsers Planeten wie man sie so noch nicht gesehen hat.
So verbindet "Nomaden der Lüfte" einzigartige Aufnahmen vom Flug und Leben unterschiedlichster Zugvögelarten mit atemberaubenden Bildern der Erdkruste zu einem großen einzigartigen Weltgedicht.


Monsoon Wedding von Mira Nair

"Monsoon Wedding" ist der neue Film von Mira Nair (Salam Bombay, Kamasutra) und erzählt die farbenprächtige Geschichte einer indischen Mittelstandsfamilie kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
Lalit und Pimmi Verma bereiten die Hochzeit ihrer Tochter Ria vor.
Als die Familie aus allen Teilen der Welt nach und nach eintrifft entwickeln vielzählige kleine komische und tragische Geschichten die ein komplexes Bild der indischen Gesellschaft zeichnen. Bei den mehrtägigen Feierlichkeiten treffen nicht nur die verschiedensten Menschen, Generationen, Klassen und ihre Schicksale aufeinander sondern auch die zwei Welten Indiens - die traditionelle und die moderne westliche Kultur, von der die eine dem Film die Stimme und die andere den Rhythmus verleiht. Auch als die Hochzeit zunehmend im Caos und in den Wassermassen des beginnenden Monsoon Regens zu versinken droht machen doch Rhythmus Musik und Opulenz der Bilder deutlich das dieser Feier nichts etwas anhaben kann.
"Monsoon Wedding" ist der deutlichste Frühlingsbote der in diesem Monat in die Kinos kommt.


Krieg der Sterne

Wie im April, so gibt es auch im Mai sehr viel Besonderes in den Kinos zu entdecken, auch wenn der Monat in seiner Mitte vom Bundesstart des 2. Teils von Georg Lukas "Star Wars"-Mehrteiler dominiert wird. Sie erinnern sich früher hieß das "Krieg der Sterne" und vom Prinzip wir ihnen in den neuen Folgen der Anfang der Serie erzählt, deren Ende sie schon kennen.
Die Presse darf den Film erst ganz kurz vor dem Star sehen, das heißt in der Regel nichts gutes, dennoch kann man davon ausgehen, dass die Zuschauer alleine durch das Spezialeffekt Spektakel auf ihre Kosten kommen.



"Elling" von Petter Naess

Leisere Töne schlägt das Norwegische Komödien Meisterwerk Elling an, das seit Anfang des Monats in den Bonner Kinos bezaubert.
Leise Töne zu mindesten auf der Leinwand, denn im Zuschauer Raum geht es beim erfolgreichsten norwegischen Film aller Zeiten, der in Norwegen sogar "Die fabelhafte Welt der Amelie" überrundet hat, stellenweise hoch her.
"Elling" von Petter Naess erzählt die Geschichte einer ungleichen Männerfreundschaft. Elling und Kejll Bjarne lernen sich in der Psychiatrie kennen und werden zusammen in eine Osloer Stadt Wohnung entlassen,
von der aus sie unter Betreuung eines Sozialarbeiters wieder im Leben Fuß fassen sollen.
Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan. Vor allem für die Titelfigur Elling werden normale Tätigkeiten wie Telefonieren, Einkaufen und durch ein belebtes Restaurant gehen zum echten Abenteuer. Und aus der Sicht Ellings, - die der Zuschauer unweigerlich einnimmt, - zur Lachmuskeln strapazierenden Groteske. Dabei aber kann sich Elling gleichzeitig des Mitgefühls der Zuschauer sicher sein, denn wenn eines in den kurzweiligen 90 Minuten deutlich wird, dann das, etwas von einem Elling, dem das Alltäglich nicht mehr leicht fällt in jedem von uns steckt. Somit ist der nach seiner Hauptfigur benannte Film "Elling" ein kleines Meisterwerk, über die Anstrengungen gesellschaftlicher Normalität, die uns oft vom Leben abhalten.



3. Musik: "Break me" The Lemonheads Album: Car Button Cloth


"Rivers and Tides" von Thomas Riedelsheimer

Wie "Elling", seit Anfang des Monats in den Kinos ist der faszinierende Dokumentar Film "Rivers and Tides".
In anderen Städten ist "Rivers and Tides" (Flüsse und Gezeiten) bereits ein Überraschungserfolg und schickt sich jetzt auch in Bonn an das zu werden.
In "Rivers and Tides" beobachtet der Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer den bekannten und einzigartigen Landart-Künstler Andy Goldsworthy bei seiner Arbeit. Erstmals hat Goldsworthy erlaubt, dass man ihn bei seiner Tätigkeit über einen längeren Zeitraum filmt. Thomas Riedelsheimers Film, der mit dem deutschen Kamerapreis ausgezeichnet worden ist, vermittelt spannende, ästhetisch grandiose Einblicke in Goldsworthys Arbeiten in und mit der Natur.



"Im Toten Winkel - Hitlers Sekretärin"

Ein ganz anders Sujet nämlich jüngste Geschichte thematisiert der Film des österreichischen Allround Künstlers Andre Heller. Die 81-jährige Traudl Jung spricht über ihr Leben. Traudl Jung deren Memoiren über Wochen die Bestsellerlisten anführten ist eine der wenigen Zeitzeuginnen des Nationalsozialismus die zu ihrer Passivität, Naivität und der damit verbundenen Mitschuld steht.
Frau Jung war von 1942 bist zum Zusammenbruch der Naziherrschaft die Privatsekretärin Adolf Hitlers. Sie arbeitete mit ihm in der Wolfschanze, am Obersalzberg, im Sonderzug und zuletzt im Führer Bunker der eingekesselten Hauptstadt Berlin. Sie war es auch, der Hitler sein Testament diktierte.
Ihre Äußerungen geben aufschlussreiche Hinweise über das Verhalten der Nationalsozialistischen Deutschen und von der Banalität der Führungskader.



"Y tu mamá también - Lust for Life" von Alfonso Cuarón

"Y tu mamá también - Lust for Life" ist ein frecher, melancholischer und faszinierend sinnlicher Film aus Mexico. Obwohl Julio und Tenoch aus unterschiedlichen sozialen Kasten kommen verbindet die beiden 17 jährigen eine dicke Freundschaft. Diese wird erst auf die Probe gestellt als sich ihnen die 10 Jahre ältere vom Leben enttäuschte Luisa auf einer Reise durch das Land anschließt.
Die Reise zu einem Traumstrand wird für alle drei zu einer intensiven Erfahrung. Soziale Herkunft, Sexualität und Freundschaft kollidieren und verändern den Blick auf das Land und die Reise Gefährten.
"Wie "Amores Perros" beschert "Y tu mamá también - Lust for Life" von Alfonso Cuarón dem deutschen Kinobesucher ein intensives und faszinierendes Bild von Mexiko und fesselt mit einem Trio außergewöhnlicher Darsteller.


4. Musik "Crucify" Tory Amos Album: Little Earthquakes

"Der Stellvertreter" von Constantin Costa-Gavras

"Der Stellvertreter" von Constantin Costa-Gavras ist die lange erwartete Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks mit Ulrich Tukur und Mathieu Kassovitz.
Der SS-Hygiene Offizier Kurt Gerstein entdeckt, dass seine Parteikollegen im Osten Polens eine gigantischen Industriekomplex zur Vernichtung der angeblich ausgesiedelten Juden Deutschlands errichtet haben und das dass Zyklon-B für dessen Lieferung er verantwortlich ist zu industriellen Tötung von Menschen verwendet wird. Trotz erheblicher Skrupel beschließt Gerstein als Rädchen im Getriebe weiterzuarbeiten, weil er glaubt das nur internationale Aufmerksamkeit die Judenvernichtung stoppen kann.
Als gläubiger Christ hofft Gerstein besonders auf einen moralischen Einspruch der Kirchen. Beim Versuch die Aufmerksamkeit des Papstes auf die Vernichtung der Juden zu lenken stößt Gerstein auf den jungen Jesuiten Ricardo. Ricardo glaubt Gerstein seine für damalige Verhältnisse unglaubliche Geschichte. Und versucht von sich aus zum Papst vorzudringen. In spannender Parallelmontage zwischen Gerstein und Ricardos Schicksal ist ein fesselndes Stück Politisches Kino entstanden, das eine Vielzahl von Fragen aufwirft, und die Kraft hat längst verkrustete Meinungen wieder zu überprüfen.
"Der Stellvertreter" vom Altmeister des engagierten Politischen Kinos Constantin Costa-Gavras wird den Juni mit Diskussionen beginnen lassen und auch für Schulklassen kann man sich keinen vielschichtigeren Diskussionsfilm vorstellen.



"Tanguy - Der Nesthocker" von Etienne Chatiliez

"Tanguy - Der Nesthocker" ist eine wunderbar böse französische Komödie von Etienne Chatiliez.
Achtung - über diesen Film können nicht alle lachen. Junge Leute finden ihn unmöglich, Menschen ab 35 finden ihn grandios! Welches Thema könnte die Menschheit so spalten? Kein anderes als das Verhältnis der Generationen selbst.
"Tanguy" erzählt die Geschichte eines jungen, hochbegabten Mannes (Tanguy) der mit 28 noch zu Hause wohnt, sich dort wie die Made im Speck fühlt und dem entsprechend von Jahr zu Jahr seine Doktorarbeit verlängert. Weswegen er natürlich weiter im ‚Hotel Mama' wohnen bleiben muss. Eines Tages aber ist auch die Geduld von Tanguys Eltern am Ende und mit zunehmender Freude an der Sache beginnen die Eltern den Sprössling aus dem Haus zu ekeln.
"Tanguy - Der Nesthocker" von Etienne Chatiliez ist eine wunderbare Komödie für Menschen, die ihren festen Platz im Leben gefunden habe." (Radio C)


5. Musik "Precious Things" Tory Amos Album: Little Earthquakes

In ihrem Radio hören Sie uns wieder am Di., 11. Juni, um 20.00.

6. Musik "On the Road again" Canned Heat Soundtrack "Marrakesch"

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