Radio C - Kultur und Wissenschaft in Bonn

Im Oktober: Dienstag, 10.10.2000, 20.00 Uhr, Radio Bonn Rhein-Sieg

"Dancer in the Dark", der neue Film von Lars von Trier mit der isländischen Popmusikerin Björk, "Dancer in the Dark" ist sicher der außergewöhnlichste und emotional stärkste Film des Jahres. Man kann durchaus sagen, das "Dancer in the Dark" dieses Jahr ungefähr den Stellenwert für das anspruchsvolle Kino hat, den letztes Jahr der Pedro Almodovar Film "Alles über meine Mutter" hatte.
Oscar Chancen?
Der Film hat in Cannes allerdings schon zwei Hauptpreise gewonnen. Und in der Regel gewinnt ein Film den Auslands-Oscar, der keinen Hauptpreis eines europäischen A-Festivals gewonnen hat.

Nicht mehr ganz neu, aber doch noch sehr hoch in der Gunst der Zuschauer, ist die sehr gediegene Alexander Puschkin-Verfilmung "Onegin" nach Puschkins gleichnamigem Versroman.

Gemacht hat den Film die Britin Martha Fiennes, ihr Bruder Magnus Fiennes hat die Filmmusik geschrieben. Das bekannteste Mitglied der Fiennes-Familie im Film ist natürlich ihr Bruder Ralph-Fiennes, der bereits in "Der Englische Patient" und "Ein Hauch von Sonnenschein" sehr erfolgreich auf der Leinwand gelitten hat.

Ein weiteres Mitglied der Fiennes-Familie ist Josef Fiennes, bekannt durch seine unvergessliche Titelrolle in "Shakespear in Love", nur der Vollständigkeit halber. Der spielt allerdings nicht mit ...

Jetzt zu den ganz neuen Filmen:

Erst Ende des Monats kommt der sehr außergewöhnliche Britische Film "Beautiful People", "Nette Leute", von Jasmin Dizdar in die Bonner Kinos. "Beautiful People" ist eine fabelhaft unterhaltende Komödie, die es in sich hat. Denn der Film ist eigentlich eine Groteske, die über das Lachen, das einem oft im Halse stecken bleibt, sehr nachdenklich macht.

In einem locker miteinander vernetzten Episoden Reigen untersucht Regisseur Jasmin Dizdar in ihrem beachtlichen Debüt-Film, was passiert, wenn zwei Protagonisten verhärteter Bürgerkriegsfronten, ein Bosnier und ein Kroate die vor dem Krieg einmal Nachbarn waren, im Londoner Exil aufeinandertreffen.

Natürlich fliegen die Fetzen und natürlich landen beide im gleichen Krankenzimmer, denn die Welt ist bekanntlich zu klein, um sich wirklich aus dem Wege zu gehen. Dort hat nun eine Krankenschwester zum großen Vergnügen der Kinozuschauer alle Hände voll zu tun die zwei Kampfhähne auf Abstand zu halten. Aber das ist nur eine von vielen bemerkenswerten Episoden, die thematisch alle um das Leben mit Bürgerkriegsexilanten kreisen.

Space: "Neighbourhood "

Highlight dieses Monats ist für mich der neue Film von Tom Tykwer, "Der Krieger und die Kaiserin", mit Benno Führmann, Franca Potente und Joachim Król. Ab Do., 12.10., im Kino.

"Der Krieger und die Kaiserin" ist ein deutsches Filmkunst-Highlight, das nur wenig an Tykwers letzten Film "Lola rennt" erinnert, dafür aber um so mehr an Tykwers bisher besten Film "Winterschläfer".

Simone, genannt Sissi (Franca Potente) hat sich ihrer Welt als Pflegerin in einer geschlossenen Abteilung einer psychatrischen Klinik vollständig angepasst. Als ihr ein junger Mann, Bodo, (Benno Führmann) nach einem Unfall das Leben rettet, bekommt Sie eine Ahnung davon, dass es auch ein Leben ohne ihre Klinik geben könnte. Aus dem Krankenhaus entlassen, beschließt sie den Mann zu suchen, dem Sie ihr Leben verdankt. "Ich will wissen, ob sich mein Leben ändern muss, und ob du der Grund dafür bist?" wird sie Bodo fragen, nachdem sie ihn endlich gefunden hat. Bodo aber hat viele gute Gründe, aus denen er nichts von Sissi wissen will.

Der entscheidende Anstoß für Tom Tykwer, diesen Film zu machen war, die Vorstellung, 'dass jemand, der eigentlich nicht weiß, wie die Liebe geht, auf jemanden trifft, der nichts mehr mit der Liebe zu tun haben will'. Aus dieser Ausgangssituation hat Tom Tykwer mit einigen Krimi und Thriller Elementen und einer außergewöhnlichen Bildsprache, die im deutschen Film ihres gleichen sucht, eine spannende, immer wieder überraschende Liebesgeschichte geschaffen.

Der Film spielt übrigens in Wuppertal, der Heimatstadt von Tykwer, wie schon das Plakat verrät.

Meine letzte Empfehlung für diesen Monat heißt:

"Goya in Bordeaux" und ist der neue Film von Carlos Saura, der vor allem durch seine "Tango"-Filme berühmt geworden ist. "Goya in Bordeaux" ist voraussichtlich ab dem 26.10. in Bonn zu sehen. Der Film behandelt die letzten vier Jahre im Leben des berühmten spanischen Malers Francisco de Goya, die dieser im französischen Exil in Bordeaux verbracht hat. In Gesprächen mit seiner Tochter erinnert sich der Greis an sein Leben, das in beeindruckenden Rückblenden erzählt wird.

Goyas Aufstieg zum spanischen Hofmaler, an einem von Intrigen und Ränkeln zersetzten Hofstaat, seine große Liebe zu Herzogin Alba, die einem Giftanschlag zum Opfer fällt, aber auch die zahlreichen Politischen Entwicklungen seiner Zeit werden durch die Erinnerung Goyas beschieben, wie zum Beispiel die napoleonischen Kriege und ihre Auswirkungen auf Goyas Bilder.

Oftmals gelingt es Carlos Saura und seinem mehrfach Oscar ausgezeichneten Kameramann Vittorio Storaro, unvergessliche Szenen zu erschaffen, die wie aus Goyas Bildern entsprungen scheinen.

Lucrecia y su Orquesta:
"Me debes un beso"

Die "Sprechbühne" in Bonn

Die "Sprechbühne" ist eine Gruppe Sprech- und Artikulations-interessierter Menschen, die versuchen, Theaterstücke und Literatur allein durch szenisches Lesen, Sprechen, zum Leben zu erwecken.

Unter dem Hyperlink findet Ihr eine Selbstdarstellung und aktuelle Informationen über Aktivitäten.

Die nächsten Aufführungstermine:

"Top Dogs" von Urs Widmer:

Montag, 23. Oktober 2000, 20.00 Uhr in Hörsaal 9 des Hauptgebäudes der Universität Bonn (im Rahmen des feierlichen Festaktes zur Eröffnung des Studienganges "Medienwissenschaft").

Dienstag, 31. Oktober 2000, 20.00 Uhr im Großen Saal der Evangelischen Studentengemeinde, Königstr.88, in BN-Südstadt.

Wer Lust hat mitzumachen: wir treffen uns regulär wieder im Wintersemester 2000/01 ab Dienstag, 24.Oktober 2000, um 20 Uhr in Raum 104 des Instituts für Kommunikationsforschung und Phonetik (IKP), Poppelsdorfer Allee 47, 53115 Bonn.

Radio C verabschiedet sich für einen langen Monat.
Sie hören uns wieder am Dienstag, 14. November 2000, zur gleichen Zeit.

Cesaria Evora: "Sodade"
Antonio Adolfo & A Brazuca: "Transamazonica"

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